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Verführung zum Lesen gelesen

Nicht das ich das Gefühl gehabt hätte, zum Lesen verführt werden zu müssen, doch beim Durchstreifen der Bücherei-Regale fiel mir das Buch ins Auge und damit auf die Ausleihliste.

Der Untertitel Zweiundfünfzig Prominente über Bücher, die ihr Leben prägten verführte mich zu Hause angekommen tatsächlich zum Lesen: Ich musste prüfen, ob ich den Begriff Prominente möglicherweise bis jetzt regelmäßig falsch gebraucht hatte. Unter den zweiundfünfzig Prominenten verstecken sich mehr als dreißig mir unbekannte Namen.

Der Wahrig gab mir jedoch Recht, prominent bedeutet: hervorragend, bedeutend, allgemein bekannt, maßgebend, tonangebend.

Selbst nachdem ich das Buch – und damit die Kurzbeschreibungen der Autoren – gelesen habe, ist mir unklar, was den Großteil davon als Prominente qualifizieren soll. Sie sind Fernseh-Moderatoren oder schreiben reimfreie Gedichte. Wer könnte unbedeutender sein?

Von den Prominenten auf dem Titelbild sind jedenfalls – soweit ich den Bildern Namen zuordnen kann – keine Texte enthalten.

Am meisten amüsiert hat mich, dass auch Wolfgang Schmidbauer zu den Prominenten zählt. Er ist Autor von vorurteilsbestätigenden Lachbüchern über Psychologie, von denen ich bis jetzt drei oder vier gelesen habe. Auch sein neuer Titel Der Mensch als Bombe klingt nach guter Unterhaltung, nicht aber besonders maßgebend.

Lässt man sich von der seltsamen Autorenauswahl nicht beirren, kann man dem Buch durchaus ein paar Anregungen entnehmen, auch wenn sich die Reihe der vermeintlichen Präger überwiegend aus bekannten Namen zusammensetzt. Siegfried Lenz, Thomas Mann, Karl May, Heinrich Heine und Ernest Hemingway würde ich nicht direkt als Geheimtipp bezeichnen – Lenz noch nicht mal als Tipp.

Weitere Empfehlungen: Copy-Kills-Music-Chef-Clown Smudo lobt Drive to Win von Carroll Smith, Satiriker Ephraim Kishon die Werke von Franz Molnar und Moralapostel Wickert die Marlowe-Reihe.