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Socken-Odyssee

Bei meiner letzten Familienheimfahrt vergaß ich meine Wäsche zu waschen, den Großteil des Tages verbrachte ich unterm Rechner, anschließend war es zu spät. Eigentlich kein Problem, ich verfüge über den Luxus zweier langer Hosen und besitze sogar mehrere Pullover und Hemden.

Eine anständige Zahl Sportsocken kann ich leider nicht mehr mein Eigen nennen, die Zeit raffte sie überwiegend dahin. Beim Sport wurde ich heute mal wieder an diesen Mangel erinnert, die schmutzigen Sportsocken lagen noch zu Hause, ich hatte die Wahl zwischen oliven Kniestrümpfen und den guten Socken vom Dienstanzug.

Ich entschied mich für letztere, auch wenn schwarze Socken in weißen Sportschuhen ein Fall für die Modepolizei sind. Nur wegen der Sockenfarbe wollte ich nicht auf den Dienstsport verzichten.

Da ich nach Dienst sowieso in der Stadt weilte, beschloss ich spontan, meinen Sockenvorrat mal wieder aufzustocken. Klamottenkauf gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, aber alle paar Jahre komme ich nicht drum rum. Wenn dann richtig, dachte ich, und nahm mir vor auch noch zusätzliche weiße Hemden und Unterwäsche zu kaufen.

Der kurze Besuch bei Peek&Cloppenburg erwies sich als Fehler, auf dem Stockwerksplan konnte ich keine Socken entdecken, manche aus anderen Sprachen geborgte Begriffe konnte ich nichtmal deuten. Planlos mit den anderen Zombies durch die Gänge irren wollte ich auch nicht, bereits nach wenigen Sekunden verlor der Laden einen potentiellen Käufer mehr; ich setzte meine Socken-Odyssee fort.

Die nächste Chance witterte ich bei C&A, auch dort waren Socken jedoch nicht auf dem Plan verzeichnet. Es gab allerdings den Unterpunkt Herren/Wäsche. Socken sind meinem Sprachempfinden nach eine Untergruppe von Wäsche, die Suche wurde daher im obersten Stockwerk weitergeführt.

Tatsächlich wurden dort auch Socken angeboten, meine recht niedrigen Ansprüche musste ich jedoch weiter senken. Anständige Sportsocken sind für mich weiß und passend – fertig. Sie haben keine bunten Kringel und selbst die vorhandene Kombination von grau und rosa überzeugte mich nicht.

In die nähere Auswahl kamen zwei Socken-Bündel, beide mit unterschiedlichen Mängeln behaftet. Das eine war zwar weiß, aber mit protzigen Markenlogos sowie mit schwarzen Streifen am Schaft verschandelt. Der Preis betrug fünf Euro für ebensoviel Sockenpaare, schien mir zwar unangemessen hoch, aber keineswegs unbezahlbar. Da ich den Sockenmarkt nicht täglich beobachte, war ich mir bei meiner Einschätzung auch nicht allzu sicher.

Das andere in Frage kommende Sockenbündel enthielt nur drei Paare, sie waren zwar rein weiß, machten aber einen zu dünnen Eindruck. Zielgruppe waren auch eher Geschäftsleute, die buntbefleckte Krawatten noch nicht für auffallend genug halten und meinen, das Auge noch zusätzlich blenden zu müssen. Kosten sollte das Socken-Trio sieben Euro, damit disqualifizierte es sich endgültig.

Wohl oder Übel nahm ich die Markensocken, mehr sollte ich in der Herrenabteilung auch nicht finden. Es gab zwar Feinripp-Unterhemden, aber keine weißen Logo-freien Hemden (T-Shirts). Selbst einfache Unterhosen gab das Angebot nicht her, dafür Boxer-Shorts in allen Verfehlungen: seidig glitzernd, mit Comic-Figuren geschmückt oder auch in stilvollem Pink.

Mein Bedarf an Eichel-Scheuermittel ist gedeckt, bevor ich mich derart kleide lerne ich nähen. Abgesehen davon, ist die Zahl meiner Unterhosen noch im grünen Bereich.

Wieder im Erdgeschoss angekommen, kam ich an einem gefüllten Korb mit richtigen Sportsocken vorbei. Genau meinen Anforderungen entsprechend, sechs Stück für vier Euro.

Ich überlegte noch, meine Mängelsocken umzutauschen und die richtigen Sportsocken mitzunehmen, sie lagen jedoch in der Kinderabteilung, an deren Kasse reihten sich die Mütter, ich hätte meine nur stündlich fahrende Bahn verpasst.

Vermutlich glauben die Entscheider an die Strategie: Wenn der Sockensucher durch alle Abteilungen irren muss, wird er uns aus Frust noch weitere Sachen abnehmen, die er eigentlich nicht will.

Bei mindestens einem Kunden ist der Plan nicht aufgegangen, im Geiste ergänzte ich meine Boykott-Liste um einen weiteren Eintrag und machte mich auf den Rückweg zur Kaserne.