www.fabiankeil.de/blog-surrogat/2005-07-31/post-vehindert-online-kontaktaufnahme.html

Kommunikationsprobleme mit der Post

Heute wollte ich meinen Unmut über die Service-Offensive der Post per Mail kund tun. Ein Mailprogramm habe ich, eine E-Mail-Adresse ebenfalls, fehlte nur noch die E-Mail-Adresse der Post, und schon hätte die Kommunikation stattfinden können.

[Screenshot-Ausschnitt der Post-Website. Äußerst unübersichtlich, horizontaller Scrollbalken.] Die Kommunikation hat nicht stattgefunden, eine E-Mail-Adresse habe ich auf der invaliden Post-Website nicht finden können.

Im Impressum gibt es war einen mit e-mail beschrifteten Link für Presseleute, dieser führt jedoch nur auf ein Presse-Kontakt-Formular. Erstens zähle ich mich nicht zur Presse, außerden hasse ich Kontaktformulare.

Die E-Mail-Internetkoordination verweist nur auf ein weiteres Formular, das in einem Iframe versteckt wurde.

Der Unterschied zwischen einer E-Mail-Adresse (das Ding mit dem @) und einem Kontaktformular (das Ding, das die Kunden ankotzt) hat sich der Post offensichtlich noch nicht erschlossen.

Relikte aus der Web-Steinzeit

Im Laufe der Adressen-Suche bin ich auf eine weitere Armseligkeit gestoßen, die Post entblödet sich nicht, am unteren Seitenrand eine Version für ältere Browser anzubieten.

Dieses Alternative-Seite-Konzept war vor vielleicht fünf Jahren unter planlosen Webverunstaltern sehr beliebt, wird aber mittlerweile selbst von den Kompetenz-befreitesten Pappnasen gemieden.

Anstatt sich ein bisschen mit HTML zu beschäftigen und eine valide Website zu erstellen, die in allen Browsern nutzbar wäre, wurde dabei lustig drauflos gefrickelt.

Es entstanden mehrere unterschiedlich kaputte Müllseiten, die jeweils in anderen Browsern defekt aussahen, aber von manchen Browser zufällig auch im Interesse des Künstlers gerendert wurden. Solche Seiten hießen dann optimiert für Browser X, davon wurden verschiedene entwickelt. In der Realität sind solche Seiten eher pessimiert für den Rest und außerdem ein Inkompetenzbeweis, weshalb das Konzept ein wenig an Popularität eingebüßt hat. Wer möchte seine Unfähigkeit schon offen zur Schau stellen?

[Screenshot-Ausschnitt der alternativen Post-Website. Auch unübersichtlich aber ohne horizontallen
    Scrollbalken.] Die Frickler der Deutschen Post haben damit kein Problem, die alternative Webseite allein wäre schon schlimm genug, zusätzlich enthält sie aber 403 Syntaxfehler, fast doppelt soviel wie die Standard-Version.

Überraschenderweise wirkt deren Darstellung im Firefox der modernen Version haushoch überlegen. Der horizontale Scrollbalken verschwindet, Bilder werden nicht mehr von Schrift überdeckt und umgekehrt.

Zu beachten ist allerdings, dass meine Firefox-Version keine zwei Monate alt ist, ein älterer Browser ist etwas anderes.

Risiken und Nebenwirkungen

Dies ist – abgesehen davon, dass man unprofessionell wirkt – eines der Probleme die einen ereilen, wenn man das Web um kaputte Websites bereichert: die Darstellung ist immer eine Überraschung und meist anders als erwartet.

Bis auf die Verdoppelung der Syntax-Fehler und die in Firefox etwas bessere Darstellung unterscheiden sich die beiden Versionen nicht, einen E-Mail-Adresse enthält auch die für ältere Browser pessimierte nicht.

Formular-Ärger

Mit gesteigertem Unmut habe ich also das Kundenformular ausgefüllt. Selbst auf einem 22-Zoll-Monitor lässt es sich übrigens nicht vollständig überblicken. Nicht weil der Monitor zu wenig Platz bieten würde, sondern weil der das Formular enthaltene Iframe nur etwa ein viertel des Browsers einnimmt – der Rest bleibt leer.

Der Iframe ist schon klein, doch die Fläche zur Texteingabe ist winzig. Mit etwas Glück bringt man drei Wörter auf eine Zeile, spätestens mit dem vierten Wort kommt jedoch ein weiterer horizontaler Scrollbalken und man verliert den Satzanfang aus dem Blickfeld.

Die meisten Formulare werden in ihrer Breite derart beschnitten, einer der Gründe für die Verachtung.

Zur Texteingabe darf man also einen externen Editor benutzen und dann den fertigen Text einkopieren und abschicken. Das Einkopieren ist auch bei der Postwebsite noch möglich, wahrscheinlich nur deshalb, weil die Post keinen Weg fand, es technisch zu verhindern.

Das Senden kann verhindert werden, die Post hat die Gelegenheit beim Schopf gegriffen. Nach Aktivierung des Senden-Buttons – dessen Breite natürlich nicht ausreicht um den Text vollständig anzuzeigen – sendet der Post-Webserver eine Fehlermeldung mit nutzloses Tipps, wie der Fehler beheben werden könnte.

Den einzig sinnvollen Tipp hat die Post weder erwähnt, noch befolgt: nur Webentwickler anheuern, die auch grob wissen was sie tun.

Anfänger-Fehler

Der URL endet auf #, der Fehler ist offensichtlich, hier hat mal wieder jemand geglaubt, JavaScript einsetzen zu müssen, hat aber nicht verstanden, wie es richtig gemacht wird. Daher an dieser Stelle ein freundlicher Hinweis von Jamie Zawinski, als einer der ersten Netscape-Entwickler sollte er es wissen:

Hint to idiots who think that using <A HREF="javascript:..."> is a good idea: It's not. But if you insist on going down that dark road, do it like this instead:
<A HREF="http://real-url..." OnClick="thingy(); return false">. That makes left-click do your JS BS, but lets middle-click do something sane, and also lets your page continue to function if JS is turned off. And spiders work, and bookmarks work, and basically you avoid ass-fucking the web. Ok? Thanks.

Auch wenn es im Fall der kaputten Post-Website ein anderes Element ist, die Idee bleibt die selbe.

Meine Beschwerde kann ich nun noch versuchen altmodisch in einem unfrei verschickten Brief zu übermitteln, bin aber eigentlich zu faul dazu. Früher oder später werden meine Erfahrungsberichte natürlich auf den Post-Servern in den Logs als Referrer auftauchen, aber ich wäre doch sehr überrascht, wenn man bei der Post Logs auswerten könnte. Dort scheint man sich eher auf das Auswerten von fehlleitenden Büchern zu beschränken.